Karla Paul hat seit rund drei Jahrzehnten mit Büchern zu tun, sie wurde am Tag des Buches geboren! Bereits in ihrer Kindheit verschlang sie Bücher und noch heute vergeht kaum ein Tag, an dem sie sich nicht mit Literatur beschäftigt. Seit 2000 schreibt sie für verschiedene Literaturredaktionen im On- und Offlinebereich. Nach freiberuflichen Stationen bei Diogenes, EON, Starbucks und Ikea, wurde sie 2009 Redaktionsleiterin und Social Media Managerin für das Literaturnetzwerk LovelyBooks.de. Kürzlich hat sie sogar ihr erstes eigenes Buch “Das Alphabet der Bücher” (Heyne Verlag) geschrieben, das 2014 erscheinen wird.
Die Stadt der Blinden
Nobelpreisträger Saramago lässt in einem seiner bekanntesten Romane Stück für Stück eine ganze Stadt erblinden – die Gründe bleiben unbekannt. Es geschieht über Nacht, innerhalb weniger Minuten, kein Mittel wird gefunden und die Panik greift um sich. Alle Erkrankten werden eingesperrt, die Angst der Gesunden sowie die Unfähigkeit der Regierung zeigt uns, wie eine Gesellschaft innerhalb weniger Tage zusammen brechen kann – wären da nicht die Erblindeten, die in ihrer Situation teilweise Unvorstellbares leisten – im Negativen wie im Positiven. Bisher konnte kein anderer Roman bei mir soviele Emotionen erzeugen. Saramago lehrt und unterhält gleichzeitig, er zeigt in einer für mich sonst kaum gelesenen Eindringlichkeit, welche Schattierungen der menschliche Charakter annehmen kann und gibt dem Leser trotzdem Hoffnung auf eine bessere Welt. Einer der wenigen Romane, die sinnvoll verfilmt wurden – mit der wunderbaren Julianne Moore.
Autor: José Saramago. Übersetzer: Ray-Güde Mertin
Auch erwähnt von: Katja Bartholmess, Katharina Matzig und Nicola May.
Der Mann schläft
Sibylle Berg mag man ganz oder gar nicht – das gilt meist auch für ihre Bücher. Sie sagt ihre Meinung bei Spiegel Online und twittert fleissig – neben all der Unterhaltung hat sie mein Herz aber mit „Der Mann schläft“ erobert. Wer – wie ich – mit der durchschnittlichen Romantik so seine Probleme hat, der ist hier genau richtig. Berg beschreibt die Liebe auf eine so melancholische, düstere und zynische Art, so ehrlich und ungeschönt, dass es genau deswegen direkt ins Herz trifft. Man liebt und leidet mit und ist froh einen Roman gefunden zu haben, der die Liebe ohne eine hopsende naive Hauptdarstellerin beschreibt, die nur für ein weißes Glitzertraumkleid lebt, ein Roman der dies nicht nötig hat und zeigt wie es ist und wie es sein kann, wenn man mal all die Wunschvorstellungen abkratzt, die die Gesellschaft und Werbebranche einem so aufdrücken.
Autorin: Sibylle Berg
Auch erwähnt von: Claudia Haessy
Love is a Dog From Hell
Gern würde ich mehr Gedichte lesen und sie gar auswendig lernen, bei wichtigen Anlässen und Konferenzen könnte ich sie dann zitieren und furchtbaren wichtig Eindruck machen. Aber meistens finde ich Gedichte einfach nur stinklangweilig und wenn ich ehrlich bin, dann verstehe ich sie meistens sowieso nicht. Bis auf Charles Bukowski. Bukowski hatte kein einfaches Leben und meist qualifiziert scheinbar genau das Leid zum Schreiben guter Bücher. Neben seinen lesenswerten Romanen hat er aber auch eine Menge Lyrik verfasst und diese Gedichte klingen nach Liebe und Leid, nach Wein und Whisky und ner Menge anderer Drogen und sie sind purer Rock´n´Roll und könnten genauso gut Songtexte der Stones sein. Wenn man kein Englisch kann, dann sollte man dafür gefälligst Englisch lernen, weil sie nur im Original wirken und auf Deutsch sind sie eher wie Sex mit Gummi und eigentlich will das ja auch keiner.
Autor: Charles Bukowski
Tage der Toten
Die mexikanische Drogenmafia bietet genügend Material für Konflikte und Don Winslow verbaut diese zu einer rasanten Jagd mit vielen Kugeln, Schlägereien, Päckchen mit weißem Inhalt und vor allen Dingen – wie es der Titel ja bereits verkündet – vielen Toten. Man sollte definitiv nicht zu zart besaitet sein und ein bisschen Zeit mitbringen, denn dieses Buch kostet Kopf und Kragen und vor allen Dingen den Schlaf, ich bin geradezu süchtig nach den Romanen aus der Winslowschen Feder, die alle nahezu gleichbleibend hochwertig sind und höchst mögliche Spannung mit einer sehr guten Handlung verbinden. Fans von Serien wie „Breaking Bad“ oder „The Wire“ sollten es auch einmal mit einer Romanversion des Drogenkampfes probieren. Ganz großes Krimikino und für mich einer der besten Autoren des Genres, die wir aktuell haben.
Autor: Don Winslow. Übersetzer: Chris Hirte.
Léon und Louise
Ich gehe wahnsinnig gern auf Lesungen und in einen der Autoren und damit auch in seine Bücher habe ich mich bei einer solchigen völlig verliebt – Alex Capus. Wenn er in der Stadt ist, dann sollte man alles fallen lassen und hingehen, denn der Mann ist es wert und sein Charme kennt keine Grenzen. Nehmen Sie eine Flasche Wein mit und lassen sie ihn einfach stundenlang erzählen, es wird ein toller Abend sein – darauf mein Wort. So wortgewandt der Mann live ist, so wunderbar herzig ist er auch in seinen Büchern und „Léon und Louise“ ist dafür nur ein Beispiel. Ein Buch mit einer großen Liebesgeschichte über viele Jahre, über das Verlieren und Finden und natürlich auch mit ein bisschen Kitsch, wenn man sich selbst in Paris (wo sonst) mit der verloren geglaubten Liebe konfrontiert sieht und auf einmal alles anders ist.
Autor: Alex Capus
Auch erwähnt von: Anita Freitag-Meyer