Stephan Noller

Stephan Noller, 49, Diplom-Psychologe und Digital-Unternehmer aus Köln. Mit-Gründer verschiedener IoT Startups (Calliope, trackle und ubirch), Vater von 4 Töchtern, Wahl-Kölner – trägt sich mit dem Gedanken, nächstes Jahr als Bond-Girl zu gehen. Kommt kinder- und startupbedingt leider kaum mehr zum Lesen aktuell, ist trotzdem gerade sehr von Robert Seethaler (Ein ganzes Leben) angetan.

Der Zauberberg

Der Zauberberg: Roman (Thomas Mann, Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke, Briefe, Tagebücher)

Das Buch ist natürlich einer der Ultra-Klassiker, aber in mir hat wirklich kaum ein anderes so tiefe Spuren hinterlassen. Nie wieder anderswo so wundervolle, lange Schachtelsätze gelesen, die so ein unglaubliches inneres Universum aufgespannt haben. Ausserdem mag ich bis heute, wie in dem Buch das Kranksein als bessere Lebensform abgefeiert wird und wie die Frau immer die Flügeltür vom Speise-Saal zugeschlagen hat.

Autor: Thomas Mann

Auch genannt von: Wolfgang Bachmann und Eric Jarosinski.

Minima Moralia

Minima Moralia

Ach, Adorno. Niemandes Schriften stehen so sehr im Zentrum meines jugendlichen Glühens, wie die Deinen. Und wie ihn dieses Duzen allein anekeln würde, herrlich. Tatsächlich habe ich dieses Buch eigentlich weniger gelesen sondern eher jahrelang eingeatmet.

Autor: Theodor W. Adorno

Der Gehülfe

Der Gehülfe

Robert Walser ist so etwas wie der Nabokov des deutschsprachigen Raums. Habe alles von ihm verschlungen, selbst auf die Sorge hin irgendwann auch mal im Schnee liegend final aufgefunden zu werden. Faszinierendes Changieren zwischen naiver Beschreibung und tiefer Verrücktheit. Zudem in diesem Buch diese seitenlangen Beschreibungen der Schönheit des Dienens und der vermeintlich „niederen“ Berufe. Habe es geliebt. (Fairerweise muss ich hinzufügen, dass ich evtl. zufällig über eine Martin Walser Suche auf ihn gekommen bin, aber das tut nichts zur Sache. Auch wenn es schlimm wäre).

Autor: Walser Robert

Auch genannt von: Markus Trapp

Das Jahr danach. Ein Bericht über die Vorkriegszeit

Das Jahr danach. Ein Bericht über die Vorkriegszeit

Zweite Generation Frankfurter Schule, gefördert von Reemtsma, dem tragischen Zigaretten-Sohn. Pohrt war für mich lange Zeit so etwas wie das Neue Testament für das Christentum. Minimal flacher, aber auch bissiger, lebensnäher und irgendwie eben noch mehr als cooles Manifest einer Gegenkultur geeignet. Im Zuge der Zusammenstellung dieser fünf Bücher festgestellt, dass er vor wenigen Monaten gestorben ist. Zeit für die nächste Generation Frankfurt würde ich mal sagen.

Autor: Wolfgang Pohrt

Nicht ich

Nicht ich: Logik, Lüge, Libido

Christina von Braun habe ich zuerst in einer abseitig gelegenen evangelischen Hochschule in Bayern erlebt, wo sie der kurz vor dem Rausschmiss stehende Dozent zum Vortrag geladen hatte. Es war wie eine intellektuelle Erscheinung. Und dieses Buch liefert das auch. Geschichte der Hysterie, aber gleichzeitig eine so tiefe Erklärung der Mechanismen weiblicher Unterdrückung und der fast schon charmanten, vor allem aber unglaublich starken Abwehr derselben. Der Körper als Kampf- und Rückzugsort – mit Sicherheit war es auch der bisher prägendste feministische Einfluss, den ich erfahren habe.

Autorin: Christina von Braun