Patricia Cammarata war 15 als eine Wahrsagerin ihrer Mutter prophezeite, dass ihre älteste Tochter durch ihr Hobby berühmt würde. Seit 22 Jahren sucht Patricia nun nach diesem Hobby. Das Schreiben könnte es sein – auch wenn es da mit dem Berühmtwerden schwierig wird. Da die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland für Frauen 82 Jahre beträgt, gibt sie sich noch ein Paar Jahre, um die Prophezeiung wahr werden zu lassen. In der Zwischenzeit verdient Patricia ihr Geld als IT-Projektleiterin und bespaßt die 2,5 Kinder, die sie laut Lohnsteuerkarte hat. Ihre Schreibleidenschaft lebt sie derweil unter ihrem Pseudonym dasnuf in ihrem Blog aus. Sie ist seit über zehn Jahren in Berlin gemeldet, wo sie sich sehr wohl fühlt. Der zweitschönste Platz der Welt ist allerdings das Internet.
Kurze Lebensläufe der Idioten
Egal wie sehr mich ein Buch begeistert, ich lese es kaum zweimal. Das Cavazzoni-Buch habe ich gefühlte hundert Mal verschenkt und noch öfter vorgelesen. Ich weiß nicht, ob ich jemals lustigeres gelesen habe. Die leicht autistischen Protagonisten und deren Sicht auf die Welt ist so herzerwärmend, dass ich sie am liebsten alle adoptieren würde.
Autor: Ermanno Cavazzoni. Übersetzerin: Marianne Schneider.
Masserberg
Als ich das Buch 2001 las, ging ich völlig in der Darstellung der siebzehnjährigen Protagonistin auf. Gäbe es einen Protagonistinnenidentifikationskoeffizienten, ich hätte 95 von 100 Punkten erreicht. Aus heutiger Sicht ein wenig schockierend, denn dem Mädchen musste in vielerlei Hinsicht dringend geholfen werden. Ich weiß nicht, ob die Autorin es weiß, aber es gibt ein Lied, das ausgesprochen gut zum Buch passt. Es heißt „Seltsames Mädchen“ und wird von Tom Liwa gesungen.
Autorin: Else Buschheuer
Animal triste
Das Berliner Museum für Naturkunde und ich werden nie Freunde werden, obwohl ich regelmäßig dort bin, um mich nahe des Brachiosaurus an dieses Buch zu erinnern. Es ist unfassbar traurig und die einzige mir bekannte Liebesgeschichte zwischen einer Paläontologin aus Ost-Berlin und einem Hautflüglerforscher aus West-Deutschland. Frisch nach Berlin umgezogen, hat mich diese Geschichte wirklich sehr aufgewühlt – vielleicht gerade weil mir die Problematik des geteilten Deutschlands und der DDR nur aus den Medien – nie aber aus der eigenen Erfahrung bekannt war. Darüber hinaus habe ich viel über die Liebe gelernt, die in dem Buch so gefeiert wird, wie man es bestenfalls von der mittelalterlichen Minne kennt.
Autorin: Monika Maron
Great Lies to Tell Small Kids
Ich treffe immer wieder auf völlig humor- und ironiefreie Kinder. Ich vermute, dass deren Eltern sie humor- und ironiefrei erziehen. Das kommt in unserem Hause nicht in Frage. Ich kann mir nicht erklären, wie man das Leben mit Kindern ohne Humor aushalten kann. Meine beglücke ich mit so vielen Witzen, dass die Phrase „Nicht lustig, Mama!!!“ zu den ersten zehn Worten gehörte. Ich habe deswegen die „Great Lies To Tell Small Kids“ auswendig gelernt und erzähle sie fremden Kindern.
Autor: Andy Riley
Kinder verstehen. Born to be wild
Als diplomierte Psychologin und Mutter lese ich natürlich gerne Sachbücher über Kinder und deren Entwicklung. Ich habe mich durch alle langweiligen bis unsäglichen Standardwerke und Bestseller durchgekämpft, bis ich endlich auf dieses wunderbare Buch gestoßen bin. Es gibt so wenig Bücher, die Kinder nicht als Tabula Rasa darstellen, die durch die Anwendung der richtigen Methoden zu ordentlichen Menschen gemacht werden können. Mir gefällt der Ansatz, dass Kinder bereits Menschen sind, die wir Eltern begleiten und mit denen wir lernen können. Das was wir als Erwachsene oft als anstrengend oder irrational empfinden, hat für die Kinder einen (biologischen) Sinn. Diese Erkenntnis hat mir eine buddhistische Gelassenheit geschenkt, die ich nicht missen möchte.
Autor: Herbert Renz-Polster