Wilko Steffens verdient sein Geld als Projektmanager für Suchmaschinenoptimierung. Da gute Texte nicht nur auf herkömmlichem, sondern auch auf virtuellem Papier im Netz die beste Währung für Erfolg sind, lässt sich sein Broterwerb wunderbar mit seiner Passion für Literatur verbinden. Dieser frönt der Germanist auf seinem privaten Blog und als Präsident der Deutschen Kafka-Gesellschaft.

Wilko Steffens

Don Quixote De La Mancha

Don Quixote de la ManchaZugegeben: Mich haben die zwei Bücher des Ritters von der traurigen Gestalt und seines Stallmeisters Sancho Pansa bisweilen in einen ebensolchen Wahnsinn getrieben wie die titelgebende Figur die Lektüre zahlloser Ritterromane. Die Situationen wiederholen sich vielfach, einer wirklichen Entwicklung folgt die Handlung schon alleine deshalb nicht, weil sich Don Quixote trotz aller Rückschläge nicht von seinem verdrehten Weltbild abbringen lassen will. Wer durchhält, wird aber immer wieder belohnt, denn die Kritik an den Ritterromanen und ihrer Wirkung auf den Leser ist hier nur die Spitze des diskursiven Eisbergs. Man kann den Text ebenfalls lesen als poetologische Abhandlung, als Verhandlung der Frage nach Wirklichkeit und Illusion und und und… Ein im besten Sinne vielschichtiges und zeitlos modernes Werk.

Autor: Miguel Cervantes De Saavedra

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Schuld und Sühne

Schuld und Sühne (Roman)Bei Dostojewski bekomme ich immer das Gefühl, dass mir da einer direkt in die Seele schaut. Das kann durchaus unangenehm sein, es lässt mich jedoch niemals kalt. Vielleicht ist Schuld und Sühne nicht mein Lieblingsbuch des russischen Schriftstellers, es hat mich aber verfolgt wie kein zweites. Die Art und Weise, wie es Dostojewski versteht, Seelenzustände zu entwickeln und abzubilden, sucht in der Literaturgeschichte ihresgleichen und lässt Raskolnikows Hybris ebenso folgerichtig erscheinen wie seine spätere Reue und den damit zusammenhängenden Verfolgungswahn. Ein Buch, das nicht immer angenehm zu lesen ist, das auch mal zubeißt und das gerade deshalb unbedingt in diese Liste gehört.

Autor: Fjodor Dostojewski

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Das Schloß

Das SchloßFür mich Kafkas Magnum opus, da hier tatsächlich nichts mehr normal ist: Die erzählte Welt in Eis erstarrt, die Beamten noch ferner als die Richter im Proceß, der Name der Hauptfigur auf ein ominöses Kürzel zusammengeschrumpft. Durch die scheinbare Referenzlosigkeit zwingt der Roman zur Interpretation und nimmt dabei nahezu jede Deutung auf, nur um sie in letzter Instanz auszuhebeln. Das ist mitunter frustrierend, aber die sprachliche Schärfe, die sich an der semantischen Unschärfe abarbeitet, entwickelt einen derartigen Sog, dass ich – trotz mehrfacher Lektüre und einer Dissertation – von diesem Buch einfach nicht genug bekommen kann.

Autor: Franz Kafka

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Es

EsStephen King hat es nicht leicht: Er ist oft verkannt, noch häufiger von verdrehten Fans verfolgt und fast immer grausam schlecht verfilmt worden. In diesem letzten Fall macht auch Es keine Ausnahme und kann als Paradebeispiel dafür gelten, dass aus großartigen Büchern leider recht oft zelluloider Sondermüll wird. Nichtsdestotrotz steht der Text für sich und er wird mich wahrscheinlich auf ewig an durchwachte Nächte meiner Jugend erinnern, in denen ich mich einfach nicht von Bill Denbrough und seinem ‚Club der Verlierer‘ trennen konnte. Selbst Lesern, die dem Horror-Genre nicht zugeneigt sind, würde ich Es bedenkenlos als eines der besten Bücher aller Zeiten empfehlen, da es – wie alle Werke dieser Liste – schier unerschöpflich ist. Ganz großes Kino!

Autor: Stephen King. Übersetzer: Alexandra von Reinhardt, Joachim Körber.

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Parallelgeschichten

ParallelgeschichtenTrotz der epischen Länge eines der Bücher, die ich – einmal zur Hand genommen – nicht mehr weglegen konnte. Wie es Nádas gelingt, im Dickicht der unterschiedlichen Handlungsstränge und Zeiten den Überblick zu behalten, ist ebenso einzigartig wie seine sprachliche Virtuosität fernab jeglicher Prätention. Ähnlich gut ist nur das Buch der Erinnerung. Am besten liest man beide.

Autor: Péter Nádas. Übersetzerin: Christina Viragh.

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