Silke Feltes treibt ihre Familie in den Wahnsinn, weil sie allzu oft Bücher verschlingend auf dem Sofa liegt und die Versorgung von Mann und Kindern vernachlässigt. „Fünf Bücher“ ist daran nicht ganz unschuldig. Gerne würde sie selber Bücher schreiben können, die eine Mischung aus Rowling, Pullman und Gaiman sind und wäre dann ganz erfolgreich, damit sie ihrer zweiten Leidenschaft frönen kann: weltweit herumreisen und überall das beste Essen entdecken und genießen. Bis dahin ist sie Textredakteurin eines Onlineportals für „Traditionelle Lebensmittel“ und schreibt gelegentlich auf Textbüro FoodArt über ‚lecker Essen‘, wie man im Ruhrpott sagt. Die Politikwissenschaftlerin war lange als Entwicklungshelferin in Afrika unterwegs und hat dort nur aufgrund ihres ausgezeichneten Spürsinns für kulinarische Genüsse überlebt. Erst spät hat sie ihre eigentliche Berufung, das journalistische Schreiben, entdeckt.
Die Erfindung des Lebens
Sprachgewaltig schildert Ortheil in diesem autobiographischen Roman sein Leben als Kind einer stumm gewordenen Mutter, deren vier erste Söhne gestorben sind. Nur mühsam gelingt es ihm, sich aus der geliebten Symbiose zu lösen und seinen Weg als Pianist einzuschlagen. Nach der Schule erlebt er in Rom die Liebe und das Drama, als er aufgrund einer schweren Entzündung, seinen Berufsweg aufgeben muss. Ein alter Lehrer bringt den depressiven, ja fast autistisch anmutenden Mann dazu, seine jahrelangen schriftlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Ein Schriftsteller entsteht. Eine Wahnsinnsgeschichte, sprachlich sehr fein erzählt. Ortheil ist ein genauer Beobachter aller Dinge in und um uns.
Autor: Hanns-Josef Ortheil
Die Mittagsfrau
Ein dramatisches Frauenschicksal Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Berlin. Ein Junge wird nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Bahnsteig von seiner Mutter verlassen. Damit beginnt der Roman. Zur darauf folgenden Geschichte nur ein paar Stichworte: Eine jüdische, geistesverwirrte Frau, Mutter zweier Töchter, das Berlin der 20er Jahre, tiefe Liebe, Tod und Depression; Vernunftheirat mit einem arischen Mann, der seine Frau fortan demütigt; emotionale Bindungslosigkeit zum eigenen Kind. Eine emotional aufwühlende Geschichte erzählt mit einer fast schon poetischen Sprache. Das Buch hat mich tief beeindruckt und mich zum Schluss etliche Packungen Taschentücher gekostet.
Autorin: Julia Franch
His Dark Materials. Drei Bände.
Dürfte ich nur drei Worte gebrauchen, um dieses Buch zu beschreiben, wären es diese: Phantasie mit Tiefgang. Da ich aber mehr sagen darf, kommen hinzu: Parallelwelten, Liebe, Politik, Kampf, Drama, Philosophie, Religion, Erwachsenwerden, Dämonen, Abenteuer, Körper-Seele-Dualismus. Alles drin in den drei Bänden. Ein bildgewaltiges, tiefgründiges, phantastisches Epos, eine Art Harry Potter für Erwachsene. Bloß nicht mit in den Urlaub nehmen, man wird nichts anderes wahrnehmen als dieses Buch. ‚His dark materials‘ steht hier stellvertretend für ähnlich phantasievolle und von mir geliebte Werke wie ‚Harry Potter‘, ‚Herr der Ringe‘, ‚Game of Thrones‘, ‚Der Name des Windes‘ oder William Goldmans ‚Brautprinzessin‘.
Autor: Philip Pullman. Einleitung: Lucy Hughes-Hallett.
The Graveyard Book
Welches von Gaimans vielen Büchern nehme ich nur? „American Gods“, „Sandman“, Sternenwanderer“? Ein irre vielfältiger und phantasievoller Autor. Habe mich für das „Graveyard Book“ entschieden, weil die Geschichte so schön abstrus ist und gleichzeitig realistisch wirkt. Es ist eigentlich ein Kinderbuch, bei dem sich selbst Erwachsene noch ein kleines bisschen gruseln können. Eine Familie wird ermordet. Eher zufällig gelingt es dem kleinen Sohn zuvor auf einem nahe liegenden Friedhof Zuflucht zu suchen. Dort wächst er auf, liebevoll umsorgt von den Geistern und Untoten und dadurch geschützt vor dem Mörder, der weiterhin auf der Suche nach ihm ist. Mit vielen kleinen Abenteuern wird er erwachsen und stellt sich den Gefahren des Lebens.
Autor: Neil Gaiman. Illustrator: Dave McKean.
Japan-Kochreisefotobuch
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung. An Japan und seine Seele, die sich in der Art und Weise der Zubereitung des Essens offenbart. Wunderschöne Bilder des Fotografen Sylvan Müller bilden den künstlerischen Rahmen dieses kulinarischen Kleinods. Das Buch ist eine ideale Mischung aus informativen Texten, kurzen persönlichen Porträts, traditionellen Rezepten und wunderbaren Fotos. Es entspricht damit meiner bevorzugten Herangehensweise an fremde Kulturen, nämlich über das Essen und allem, was damit zusammenhängt. Diese Buch ist mehr als ein Kochbuch, nämlich ein Kochreisefotobuch. Steht bei mir nicht im Kochbuchregal, sondern repräsentativ neben dem Buddha.
Autor: Sylvan Müller