Jenny Merling1983 geboren, in Potsdam aufgewachsen. Einem kurzen, unglücklichen Lehramtsstudium folgte ein langes, sehr glückliches Literaturübersetzenstudium. Zwischenstopps in den USA und Russland wirken bis heute nach, beruflich übersetzt wird aber nur aus dem Englischen ins Deutsche. Das seit 2011. Und wenn’s nach ihr geht, auch für immer. Denn was Schöneres gibt’s einfach nicht.

Wer einmal aus dem Blechnapf frißt

Wer einmal aus dem Blechnapf frißtOh, Fallada. Dank eigener leidvoller Lebenserfahrungen der absolute Meisterschriftsteller, wenn es um Ausweglosigkeit geht. Es sind die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, der Alltag ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Verzweiflung. Auf jemanden wie Willi Kufalt, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat da niemand gewartet. Er möchte zurück ins normale Leben. Das Leben möchte ihn aber nicht mehr haben. Willi ist trotzdem fest entschlossen, seinen Weg zu finden und diesmal dabei ehrlich zu bleiben. Er kämpft, erniedrigt sich, scheitert, gibt auf, versucht’s erneut. Das Leben lässt nicht mit sich reden.

Autor: Hans Fallada

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Marry Me

Marry MeEs muss nicht immer alles ausweglos sein. Bedrückend geht auch. Und das kann John Updike gut. Ruth und Jerry sind miteinander verheiratet, Sally und Richard ein befreundetes Ehepaar. Unabhängig voneinander fangen alle vier – über Kreuz – jeweils eine Affäre miteinander an. Ruth und Richard merken schnell, dass sie in ihren jeweiligen Ehen doch besser aufgehoben sind und beenden die Sache einvernehmlich. Zu dumm nur, dass Sally und Jerry so richtig verliebt sind, sich von ihren jetzigen Partnern trennen und gemeinsam ein neues Leben anfangen wollen. Denn bei ihnen ist ja alles anders, ihre Liebe übersteht den Kummer, den sie den anderen und sich selbst machen, so wie sie hat ja noch keiner geliebt. Jawollja. Selten so geweint bei einem Buch.

Autor: John Updike

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Geschichten um Triinu und Taavi

Geschichten um Triinu und TaaviEin estnisches Kinderbuch aus den Siebzigern. Die einzelnen Geschichten über die eineiigen Zwillinge und ihre Familie sind im Durchschnitt 15 Zeilen lang und in Fibelschrift gedruckt. Aber so liebevoll, klug, lebensbejahend, respektvoll, einfach nur toll, dass ich sie immer wieder lese. Der Nachname der beiden lautet übrigens Tammik, was auf deutsch Eichenwald heißt, wie uns das Buch lehrt. Ihrer Meinung nach ist das natürlich der schönste Familienname auf der ganzen Welt, und zwar weil „er der ihre […] und im Sommer grün ist und im Herbst voller Eicheln.“

Autorin: Ellen Niit. Illustrator: Edgar Valter.

Buch wurde auf Wunsch von Jenny entfernt:

Bis vor Kurzem habe ich hier auf Platz Vier als ein Buch, das mich nachhaltig positiv geprägt und begeistert hat, „The Mists of Avalon“ von Marion Zimmer Bradley vorgestellt. Nun habe ich erfahren, dass die Autorin nicht nur lange Jahre mit Walter Breen verheiratet war, der (auch während der Ehe) mehrfach wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde, sein Verhalten mitgetragen und gedeckt hat, sondern laut Aussage ihrer eigenen Kinder diese beiden selbst ebenfalls wiederholt psychisch, physisch und sexuell missbraucht hat.

Aus diesem Grund nehme ich das Buch von der Liste.

Anstatt einfach ein anderes Buch zu wählen, möchte ich diese Änderung hier bewusst so stehen lassen. Es ist schwer, mit diesem Thema umzugehen, weshalb viel zu viel und viel zu oft schnell überdeckt und vergessen wird, wenn es um Missbrauch an Kindern geht – egal welcher Art. Die Wunden bleiben aber für immer, und deshalb soll diese Lücke hier ebenfalls stehen bleiben.

Das Muschelessen

Das MuschelessenMutter, Sohn und Tochter warten mit dem Abendessen auf den Vater. Der verspätet sich, man fängt an zu reden, und je weiter der Abend voranschreitet, umso offener rechnen die drei mit dem abwesenden Vater und der ganzen Familie ab. Man redet zum ersten Mal wirklich ehrlich miteinander, anfangs fast noch ungläubig über den eigenen Mut, über die eigene Stimme, die trotz des Patriarchen und der eingespielten Dynamik der Familie eben doch noch da ist. Es steckt sehr viel Atemlosigkeit in dieser Erzählung – vielleicht aus Angst, der Vater könnte nach Hause kommen, bevor alles gesagt ist, vielleicht aus Erleichterung darüber, dass man endlich spricht und feststellt, man ist nicht allein.

Autorin: Birgit Vanderbeke

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