Felix Schwenzel wurde in der siebten Klasse von seinem Deutschlehrer nahegelegt einen handwerklichen Beruf anzustreben, statt des Abiturs. Trotzdem schreibt er seit 1995 regelmässig ins Internet, seit Juli 2000 vornehmlich in sein Blog wirres.net. Nach dem Abitur und seinem Zivildienst, nahm er den Rat seines Deutschlehrers an und liess sich als Schreiner ausbilden. Nach der Ausbildung nahm er den Rat seines Meisters an und studierte in Stuttgart Architektur und Paraarchitektur. Da er sich aber mehr für das Internet als die Baubranche interessierte, baute er nach dem abgeschlossenen Studium lieber Webseiten als Häuser, was er auch heute noch tut, als Projektleiter in einem kleinen Berliner IT-Unternehmen. Warum er alles, was er nicht in der dritten Person schreibt, klein schreibt, steht ganz unten.
Das Hotel New Hampshire
obwohl ich das buch in meiner pubertät gelesen habe, glaube ich, dass mein urteil von damals („bestes buch das ich jemals gelesen habe“) auch heute noch bestand haben dürfte. weitere bücher die ich von john irving mit einem gereifteren gehirn gelesen habe, gaben mir bisher keinen grund an den literarischen qualitäten von ihm zu zweifeln. ich weiss zwar nicht ob das als qualitätskriterium bestand hat, aber bücher von denen sich ein oder zwei sätze ins gedächnis einbrennen, können nicht schlecht sein. bei hotel new hampshire war es zwei worte: „kummer schwimmt“. dabei geht es zwar um einen furzenden hund namens kummer, der nach seinem tod ausgestopft wurde und dementsprechend in wasser schwomm, aber die doppeldeutigkeit begeistert meinen kleinen geist auch heute noch. das hotel new hampshire ist auch eines der wenigen bücher, bei dessen lektüre ich mich mindestens einmal erschrak, als einer der protagonisten starb. das sollte als qualitätskriterium bestand haben oder mindestens für eine empfehlung reichen.
Autor: John Irving. Übersetzer: Hans Hermann.
Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär
ich habe eine vorliebe für filme, fernsehserien und bücher die gegen alle konventionen verstossen und dadurch unberechenbar und überraschend wirken. natürlich ist es einfach gegen konventionen zu verstossen, und folgerichtig kommt dabei meistens (unkonventioneller) schrott heraus. aber wenn es könner wie francis ford coppola, david simon, vince gilligan oder eben walter moers tun, kann grosses dabei rauskommen. falls sich jetzt jemand fragt, ob ich käpt’n blaubär gerade in eine reihe mit apocalypse now, the wire, breaking bad gestellt habe: ja habe ich. käpt’n blaubär bricht die genre-regeln so konseuqent, dass er ein neues genre erschaffen hat. und weil walter moers das mit so viel einfallsreichtum, humor, wortwitz und detailverliebtheit tut, ist jede seite dieses romans nicht nur überraschend sondern grossartig. ich glaube auch, dass mindestens auf jeder zweiten seite ein neologismus steht.
Autor: Walter Moers
Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich
der inhalt des buches lässt sich flott zusammenfassen: david foster wallace begibt sich im märz 1995 für eine woche an bord eines kreuzfahrtschiffes und schreibt darüber. aber wie er darüber schreibt, fand ich sensationell (übrigens wurde das buch auch ganz wunderbar von marcus ingendaay übersetzt). wallace schreibt unprätentiös, aber scharf und genau beobachtend, lästert unerbittlich gegen gäste und bedienstete die er nicht mag, wirkt aber nie misanthrop. mich erinnerte das buch (im besten sinne) an einen zu lang geratenen blogartikel. wallace nennt sich im buch auch einmal selbst einen „verkappten journalisten“, etwas was blogger ja bekanntlich auch tun. statt hyperlinks benutzt wallace übrigens fussnoten, insgesamt um die 150 stück. fussnote 136 ist zwar die letzte fussnote, da manche fussnoten aber auch mit fussnoten versehen sind, dürften es so um die 150 fussnoten sein.
Autor: David Foster Wallace. Übersetzer: Marcus Ingendaay.
Im Anfang war der Wasserstoff
dieses buch hat mich durch die schule getragen. es hat mir, auch wenn sich das grössenwahnsinnig anhört, die welt erklärt. im prinzip ordnet ditfurth in diesem buch den damaligen (1972) stand der wissenschaft zu einer geschichte der entstehung der welt. die aufarbeitung der erkenntnisse ist natürlich weitestgehend populärwissenschaftlich, aber mir hat das buch ein solides naturwissenschaftliches fundament ins hirn gepflanzt. sozusagen das grosse, an vielen stellen unscharfe naturwissenschaftliche bild der welt, dass ich im laufe meiner schullaufbahn und studiums an vielen stellen verfeinern und schärfen konnte. vor ein paar jahren habe ich es nocheinmal gelesen und war erstaunt wie aktuell und spannend das buch auch heute noch zu lesen ist.
Autor: Hoimar von Ditfurth
die welt als entwurf
dieses buch hat mich durch mein architekturstudium getragen. da mein studium schon eine ganze weile her ist, erinnere ich mich nicht mehr an details des inhalts, wohl aber an das, was das buch mit mir gemacht hat. vor allem hat es mir geholfen zu erkennen, dass man mit mit design und gestaltung mehr erreichen kann, als die welt zu verschönern. mit gestaltung kann man die welt verändern, auch zum positiven. ich habe die politischen und gesellschaftlichen dimensionen von design und gestaltung verstanden und auch wenn ich nie ein besonders guter gestalter oder konstrukteur geworden bin, habe ich durch aicher einiges aus diesem bereich begriffen. abgesehen davon hat mich aichers kleinschreibung angesteckt. es gibt einige gründe, warum ich (relativ) konsequent kleinschreibe, der wichtigste war, dass ich otl aichers konsequent kleingeschriebenes, in rotis gesetztes buch, wunder, wunderschön fand.
Autor: Otl Aicher