Christian A. Franke hat bei Twitter leider nur noch den Nick @turbozopf abbekommen, ist deswegen aber selten verbittert. Wenn er gerade nicht damit beschäftigt ist, seine Follower mit moralphilosophischen Weisheiten zu begeistern, ist er Unternehmer. Sein Geld verdient er mit Apps, Buchstaben (zum Beispiel bei apptalk.de), Fotos, Mode und damit, dass er der Industrie erklärt, welche furchtbaren Dinge geschehen, wenn sie Enterprise 2.0 in Unternehmen einführt und glaubt, dass Onlinekommunikation innerhalb eines Unternehmens irgend etwas mit Facebook oder Marketing zu tun hat. Ansonsten backt er Käsekuchen, ist ständig mit der Bahn unterwegs und trägt gerne Maßanzüge. Allerdings findet er es sehr schade, dass das hier nicht ‚fünfzigbuecher‘ ist, denn es fallen ihm sehr, sehr viele Bücher ein, die er hier gerne erwähnen würde. Derzeit sitzt er nach einigen Jahren Pause mal wieder an einem Sachbuch (über Mode), das im Januar 2014 erscheinen wird.
Und die Moral von der Geschicht
Die Geschichten von Wilhelm Busch habe ich bereits als Kind geliebt, heute ist es nicht anders. Kein anderer Autor ist in der Lage, Menschliches mit so spitzer Feder zu zeichnen und mit so großartigen Reimen zu beschreiben. Besonders mag ich die Geschichten, die sich nicht in jeder Kinder-Ausgabe finden. Zeigen sie doch neben Situationen, die heute so aktuell sind wie vor 150 Jahren, dass eine winzige Prise Bosheit und eine große Portion Geist bei der Betrachtung menschlicher Schwächen viel größeren Humor schafft als jede platte Holzhammer-Comedy. Um ihn selbst sprechen zu lassen: ‚Kein Ding sieht so aus, wie es ist. Am wenigsten der Mensch, dieser lederne Sack voller Kniffe und Pfiffe.‘
Autor: Wilhelm Busch
Picknick am Wegesrand
Ein Science-Fiction? Theoretisch ja, praktisch nein. Dieses Buch der Brüder Arkadi und Boris Strugatzki beschreibt das Leben der Menschen am Rande der ‚Zone‘. Hier haben Außerirdische die Erde besucht, ohne mit der Menschheit in Kontakt zu treten, jedoch haben sie große Gebiete voller geheimnisvoller und teilweise tödlicher Artefakte zurückgelassen. Das Buch ist ein Gedankenexperiment, das sich mit der Frage beschäftigt, wie die Menschheit mit einem Problem umgeht, dessen Komplexität sie gar nicht zu erfassen in der Lage ist. Der im Buch gezogene Vergleich mit den Ameisen, die auf die Überreste eines Picknicks stoßen und nicht begreifen können, was sie da überhaupt vor sich haben, eröffnet neue Perspektiven auf den eigenen Platz im Universum. Obwohl dieses Buch nur Wenige kennen, finden sich Anspielungen darauf in späterer Literatur, Filmen und Computerspielen.
Autor: Arkadi Strugatzki. Übersetzerin: Aljonna Möckel.
Der Fürst der Phantome
‚Am Nachmittag meines einundachtzigsten Geburtstags, als ich mit meinem Buhlknaben im Bett lag, kam Ali und sagte, der Erzbischof sei da und wolle mich sprechen.‘ Ich finde, großartiger kann ein erster Satz in einem Roman nicht werden. Anthony Burgess beschreibt die Sittengeschichte und die großen Ereignisse des 20. Jahrhunderts anhand des Lebens seiner Hauptfigur. Dieser ist ein erfolgreicher und umstrittener Schriftsteller, der durch seinen wilden Lebenswandel und seine bunten Verwandtschaftsbeziehungen in allerlei persönliche Abenteuer und weltpolitische Ereignisse gestürzt wird. Für alle unter 30 ein Muss, wenn sie das letzte Jahrhundert verstehen wollen, zudem ein wunderbares Leseerlebnis.
Autor: Anthony Burgess.
Vom Kriege
Selten ist ein Buch so oft falsch zitiert, aus dem Zusammenhang gerissen und bis ins Aberwitzige hinein für absurdeste Zwecke verfremdet worden. Clausewitz beschäftigt sich in seinem Werk eben nicht nur mit den Mechaniken des Krieges, sondern vor allem mit dem ‚Warum‘, das dahinter lauert. Präzise analysiert er die Anwendung von Gewalt und die ihr zugrunde liegenden Motive. Er zeigt Mechanismen auf, die heute ebenso wie vor 180 Jahren ihre Gültigkeit behalten haben, er erklärt, warum Politiker nach Krieg schreien, anstatt zu verhandeln und er analysiert brillant, wo diese Vermischung von Krieg und Politik versagen muss. Wer verstehen will, warum auch heute, bei aller modernen Technik und Informationssteuerung, Krieg eben nicht das alleinige (und sicher nicht beste) Mittel zur Erreichung politischer Ziele ist, sollte dieses Buch lesen.
Autor: Carl von Clausewitz
Die unbekannte Macht
Mein ultimativer Tipp für einen langen, kalten und dunklen Winter. Der Armageddon-Zyklus von Peter F. Hamilton, dessen erster Band ‚Die unbekannte Macht’ ist, gehört zum Besten, was jemals als Science Fiction verpackt verkauft wurde. Die unbekannte Macht ist der erste Band eines fünfbändigen Zyklus, der zwar in einem futuristischen Setting spielt, aber eigentlich zwei Ebenen enthält. Zum einen ist da die grandiose Space Opera, die weitgehend ohne monumentale Raumschlachten und technisch überkandidelte Haarspalterei auskommt, sondern einfach nur große Unterhaltung ist. Liebe, Drama, Intrigen, Spannung, Sex, Abenteuer, alles drin. Zum anderen konfrontiert der Plot den Leser mit einer der grundlegenden Fragen des Seins: Wie geht die Menschheit mit dem Jenseits und dem Leben nach dem Tod um? Auch Menschen, die mit Lichtschwertern und Warpsprüngen nichts anfangen können, sollten diese Bücher lesen, sie sind es wert.
Autor: Peter F. Hamilton