Christian FischerChristian Fischer schrieb erst viel auf Papier, seit 1997 ins Internet und seit 2001 hauptsächlich in sein Blog jawl. Und da ihm dieses Internet auch sonst ganz sinnvoll erschien, gründete, führte und schloß er eine Web-Agentur und machte sich danach alleine auf den Weg, das Web für groß und klein zu einen schöneren Ort zu machen. Außerdem spielt er Bass, lebt in einer Kleinstadt und macht gelegentlich Fotos auf Konzerten.

Neues vom kleinen Nick

Neues vom kleinen Nick: Achtzig prima Geschichten vom kleinen Nick und seinen Freunden (Kinderbücher)„Prima ist ein prima Wort, aber es sollte nicht in Euren nächsten Aufsätzen vorkommen” steht sinngemäß in der Einleitung. Das war aber auch das einzige, was mich als Kind an dem Buch irritiert hat – denn „Prima” war doch ein ganz normales Wort? Und Nick, der immer essende Otto und die anderen aus seiner Bande sind doch einfach: Prima? Kinofilme bezeichnet man manchmal als „so wunderbar französisch leicht” – und genau so hat Goscinny (genau, der von Asterix!) – genau so hat der also in Worte gefasst, wie ein kleiner Junge die Welt kennen lernt. Wie er zwischen den Erwachsenen und in deren Alltag und deren Regeln seinen Platz sucht und auch immer wieder findet. Wenn auch gerne manchmal auf – für die Erwachsenen – unerwarteten Wegen. Als Kind war das vor allem lustig, weil Nick dabei eine Menge Blödsinn macht; als Erwachsener ist das ein wunderbarer Blick auf eine Gesellschaft, die sich – vielleicht sogar Dank Nicks und seiner Freunde Blödsinn – auch schon wieder ein ganzes Stück geändert hat.

Autoren: René Goscinny & Jean J Sempé. Übersetzer: Hans Georg Lenzen.

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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire„Irving lesen also die Leute, die sonst nicht so richtig lesen”, sprach letztens einmal jemand, mit dem ich einen Abend verbringen musste. Ende der Achtziger musste ich mich noch nicht mit derart dumm-abschätzigen Sprüchen herumschlagen und konnte meinen zweiten Irving-Roman unbeeinflusst in vollen Zügen genießen. Das Buch überspannt gute dreißig Jahre einer Familiengeschichte – Irving nimmt sich ja gerne großes vor. Und Bären! Wien! Prostituierte! Inzest! Und sowieso alles, was Irving vielleicht manchmal zu sehr liebt, tauchte für mich das erste Mal auf. Garp – mein Einstieg in meine Vorliebe zu Irvings beinahe übergroßen Geschichten – war sicherlich vordergründig lustiger. Aber das Hotel New Hampshire habe ich geliebt, weil es einfach das ganze Leben ist: Großartig, skurril, wunderschön, sehr seltsam, oft traurig. Alles immer dicht beieinander und Kummer schwimmt halt immer oben. Nachdem ich das Buch erst von ihr geliehen und gemocht hatte, schenkte mir eine Freundin dann ein eigenes Exemplar. „Brumm sagte der Bär” hatte sie vorne hineingeschrieben und ich begriff zu spät, dass das auch eine Liebeserklärung war.

Autor: John Irving. Übersetzer: Hans Hermann.

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Der neue Prometheus

Der neue Prometheus. Die Evolution unserer Intelligenz„Natürlich ist der total durchgeknallt und vollkommen indiskutabel, aber mir hilft das Buch oft sehr”, sprach ein Freund, als er mir unaufgefordert ein abgegriffenes Taschenbuch lieh. Vorweggenommen: Er behielt Recht. Wilson, sonst eher als Freund der Verschwörungstheorien und mittelalterlicher Geheimbünde bekannt, schrieb eine Dissertation über das 8-Schaltkreise-Modell, eine Entwicklungstheorie seines alten Drogen- und Hippie-Kumpels Timothy Leary. Er erklärt, wie sich unser Gehirn entwickelt hat, warum wir tun was wir tun – und wie wir uns von den Beschränkungen dieser Entwicklung lösen können. Keine Sorge: Da es sich beim Prometheus um eine überarbeitete Fassung dieser Arbeit handelt, ist das nicht fachlich trocken, sondern durchaus praktisch und lebensnah. Und sehr unterhaltsam. Gelegentlich gibt es praktische Handlungsanweisungen und alleine die folgende hat mich so manches Mal erst einordnen lassen, was um mich herum gerade so passiert: „Schauen Sie einen Sonntag lang Dokus über Silberrücken-Gorillas. Gehen Sie Montags ins Büro. Suchen Sie Parallelen zum gestern Gelernten”. Oft habe ich dann sogar darüber lachen können – was will man mehr?

Autor: Robert Anton Wilson. Übersetzer: Pociao.

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Die Neuromancer-Trilogie

Die Neuromancer-Trilogie„Echt? Du kennst keinen Cyberpunk? Lies das, das wird Dir gefallen”, sprach das Techno-Mädchen, das sich Anfang der Neunziger wie ein kleiner subversiver Fremdkörper in der Öko-WG einer Freundin festgesetzt hatte. Und es gefiel. 1984 geschrieben sieht das Buch in heute faszinierender Weitsicht nicht nur Internet, Globalisierung, den wahnsinnigen Wachstum in Asien und irgendwie auch Big-Data voraus – nein, es ließ mich auch bei „Matrix” deutlich weniger geflasht als die meisten Freunde im Kino sitzen. Ich kannte das ja irgendwie alles, denn auch wenn die Geschichte anders war, hatte ich mir den Sprawl exakt so vorgestellt. Aber so revolutionär wie Matrix im Kino war, so bahnbrechend empfand ich beim Lesen die Geschichte um den Hacker Case und wie er in einer von Großkonzernen und Algorithmen manipulierten Welt versucht, zu überleben. Ich habe das Buch lange nicht mehr gelesen – merke aber am beim Beschreiben gerade, dass es über die Jahre vermutlich nichts verloren hat. Ach ja: Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Molly, die Kämpferin mit den verspiegelten Linsen über den Augen, eine der erotischsten Figuren ist, die ich je zwischen zwei Buchdeckeln traf.

Autor: William Gibson. Übersetzer: Reinhard Heinz.

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Amerikanische Polaroids

Amerikanische Polaroids„Wirklich? Du als Nerd nimmst nicht die Mikrosklaven von Coupland?” sprach die Liebste, als wir über meine kleine Auswahl hier sprachen. Das läge natürlich nahe, aber so wie ich ja gar nicht nur ein Nerd bin, so liegen mir die amerikanischen Polaroids irgendwie mehr am Herzen. Eine Sammlung von … Essays? … Kurzgeschichten? … Niedergeschriebenen Beobachtungen? Egal. Es ist halt eine Sammlung aus Amerika in den Neunzigern: Kleine Geschichten, alltägliche Begebenheiten, der Parkplatz vor einem Grateful Dead-Konzert, Marylins Todestag und O.J. Simpsons Prozess. Es gibt keine eigentlichen Stories, es gibt immer nur Ausschnitte. Schnappschüsse eben. Kurze Blicke auf ein Amerika und aus einer Zeit, als die Welt noch nicht so groß und „die Staaten” uns noch näher waren. Trotzdem seltsam fremd, wenn man nur an New York oder Kalifornien denkt. Und viel zu vertraut dafür, dass es ein anderes Land ist. Coupland hingegen scheint immer ein wenig distanziert auf die Situationen zu blicken, scheint immer auf der Suche danach zu verstehen, wie sich sein Land und sein Leben in der letzten Dekade geändert haben. Ob er es dabei versteht, bleibt offen. Vielleicht bin ich ja doch mehr Nerd als gedacht und wähle genau deswegen dieses Buch aus.

Autor: Douglas Coupland. Übersetzerin: Tina Hohl.

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