Der 38-jährige Björn Eichstädt ist Managing Partner der Technologie-Kommunikationsagentur Storymaker mit Sitz in Tübingen, München und Peking. Der in Deutschlands japanischer Hauptstadt Düsseldorf geborene Neurobiologe liest gerne und viel – auf Papier, auf dem E-Reader, auf dem iPad; über Kommunikations- und Business-Welten, magisch-realistische Traumszenarien, ferne Zukunftsvisionen und zen-buddhistische Reduktionen. Und aus und über sein Lieblingsland Japan, dessen Kultur, Menschen, Küche, Musik, Filme und nicht zuletzt Literatur ihn seit Jahren faszinieren. Bei der Auswahl der fünf Bücher hat er sich sehr schwer getan.

Björn Eichstädt

See-Leben I

See-Leben IDie frühen 70er Jahre des letztens Jahrhunderts durchströmte noch diese frisch-utopische See-Luft, die Werner Koch durch seinen 1971er Roman See-Leben 1 (tatsächlich der Beginn einer wundervollen Triologie) wehen lässt. Die Geschichte eines Ingenieurs, der am Ende seines See-Urlaubs beschließt nicht mehr in die Kölner Firma zurückzukehren, sondern seinen Schreibtisch auf der Wiese aufzustellen. Ein früher Cloud-Worker also, der mit einer Katze spricht und sich viele Gedanken über das Leben macht. Eine Art Ruhrpott-Thoreau, der einem auch über 40 Jahre nach Erscheinen dieses wundervollen Romans viel zu denken, lachen und grübeln gibt.

Autor: Werner Koch

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Lob des Schattens: Entwurf einer japanischen Ästhetik

Lob des SchattensEigentlich war Jun’ichiro Tanizaki in seinem Heimatland Japan ein gefeierter Romancier. Doch gerade seine kleinen Essays und philosophischen Betrachtungen haben ihn im kollektiven Bewusstsein der Japaner verankert. „Lob des Schattens“ ist aus der allmählichen Verbreitung des elektrischen Lichts und der Kollision dieser technologischen Errungenschaft mit der japanischen Ästhetik heraus entstanden. Ein zutiefst fortschrittfeindliches Buch also, das die Schönheit des Schattenhaften über die technologische Fähigkeit, „die Nacht zum Tag zu machen“ stellt. Tiefe Gedanken über die Schönheit an sich und die japanische Ästhetik im Besonderen.

Autor: Jun’ichirō Tanizaki. Übersetzer: Eduard Klopfenstein.

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Malpertuis

MalpertuisDass gerade ein belgischer Autor das Meisterwerk des magischen Realismus geschaffen hat, das war für mich doch eine Überraschung. Doch dieses Meisterwerk des flämischen Schriftstellers Jean Ray aus dem Jahr 1943 sucht in der fantastischen Literatur seinesgleichen. Eine Familiensaga, die in einem verwunschenen Herrenhaus griechische Götter und Hausgeister zusammenbringt und gleichzeitig wie ein seltsamer Traum flirr- und irrlichtert: das ist schon etwas ganz besonderes. Am Rande sei bemerkt, dass die 70er Jahre Verfilmung von Malpertuis auch ganz großartig ist – und auch die Kurzgeschichten von Jean Ray in ihren Bann zu schlagen vermögen.

Autor: Jean Ray

The ONE Thing

The ONE ThingEin pragmatischer Sprung – hin zu einem Business-Buch. Gary Kellers „The One Thing“ ist sicherlich das Beste, was es in Sachen Produktivität, Zielsetzung, Fokussierung auf das Wesentliche derzeit auf dem Buchmarkt gibt. Wer schon immer wissen wollte, wie er am besten seine Ziele definiert, plant und erreicht: einfach Keller lesen. Ich habe schon viele Bücher in dieser Richtung gelesen. The One Thing ist mit Abstand das Beste.

Autor: Gary Keller

Shutting Out the Sun: How Japan Created Its Own Lost Generation

Shutting Out the SunNoch einmal ein Sprung nach Japan: diesmal aus amerikanischer Perspektive. Shutting out the Sun behandelt vordergründig das Phänomen der sogenannten Hikikomori, japanischer Jugendlicher, die sich im Verlauf ihrer Adoleszenz in einem Zimmer ihres Elternhauses einschließen, und sich nicht mehr auf die Straße trauen. Ein Phänomen, das vor einigen Jahren unglaubliche Ausmaße im Land der aufgehenden Sonne annahm. Doch die Hikikomori sind für Zielenziger nur der Auftakt zu einer umfassenden Kulturgeschichte Japans, zu einer Erzählung über Entwicklungen über Jahrhunderte, die schließlich im isolationistischen Verhalten der gegenwärtigen Jugendlichen mündet. Wer sich auch nur ein wenig für Japan interessiert, der muss Shutting out the Sun gelesen haben.

Autor: Michael Zielenziger

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