Alf Jänsch ist schon seit zehn Jahren mit seinem Buch ganz kurz vor fertig. Langsam wird ihm allerdings die Zeit knapp, schließlich will er 2044 den Nobelpreis. Bei Twitter darf er sich schon mal @schriftsteller nennen.
Saga of the Swamp Thing
Alan Moore kennt man als den Mann hinter V wie Vendetta, From Hell, der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen oder Watchmen – dem einzigen Comic, das vom Time Magazine zu den hundert besten englischsprachigen Romanen der letzten neunzig Jahre gezählt wurde. Mit Swamp Thing hat er in den 80er Jahren ein Standard-Monster-Comic genommen und mit so viel Feingefühl ausgestaltet, dass es haufenweise Auszeichnungen abgeräumt hat und man heute noch beim Lesen staunend den Kopf schüttelt. Gerade werden die Sammelbände neu aufgelegt. Der fünfte erscheint im Dezember.
Autor: Alan Moore. Illustratoren: Rick Veitch, John Totleben.
Der Liebeswunsch
Das Buch wurde damals in seltener Einigkeit vom gesamten Literarischen Quartett hymnisch gelobt und ist heute der einzige Roman, den ich viermal gelesen habe. Und wenn ich es recht bedenke, könnte ich eigentlich schon wieder. Es ist auch eines der beiden Bücher, die ich eine Zeitlang ganz sparsam in kleinen täglichen Rationen gelesen habe, weil ich das Gefühl hatte, es tue meinem eigenen Schreiben gut. Es gibt wohl auch eine Verfilmung, aber die habe ich nicht gesehen.
Autor: Dieter Wellershoff
Rabbit in Ruhe
Es gibt Leute, die ein bisschen auf Updike herabschauen, und nicht ganz zu Unrecht. Er schreibt wenig zwischen den Zeilen und viel nach den Regeln. Und trotzdem funktioniert das Buch – oder vielleicht gerade deshalb. Regeln sind ja nicht grundsätzlich schlecht. Man verdreht die Augen, aber man langweilt sich nicht. Man liest weiter. Und für mich noch wichtiger: Regeln kann man lernen. Wenn Updike als Nobelpreiskandidat gehandelt wurde (dem Komitee empfohlen von Marcel Reich-Ranicki höchstpersönlich!), dann vielleicht irgendwann tatsächlich auch ich. Rabbit in Ruhe ist das andere Buch, das ich mir über Monate in kleinen Rationen zugeteilt habe. Manchmal hat mir schon eine Seite Rabbit geholfen, die Struktur meines eigenen Buchs klarer zu erkennen, wahrscheinlich wegen der großen inhaltlichen Bögen, die Updike auf praktisch jeder Seite aufspannt, und der großen Rahmen, in die er sein Geschehen einordnet. Updike öffnet den Blick. Manche trinken Kaffee vor dem Schreiben, manche Bier. Ich lese John Updike. Rabbit in Ruhe ist übrigens der vierte Teil einer Tetralogie, aber die ersten drei braucht man nicht, auch ich habe sie nicht gelesen.
Autor: John Updike. Übersetzerin: Maria Carlsson.
Mein Name sei Gantenbein
Max Frischs Können werde ich dagegen nie erreichen. Auch ihn hat Reich-Ranicki für den Nobelpreis empfohlen, auch er hat den Preis nicht bekommen. Aber da enden schon die Gemeinsamkeiten. Frisch beobachtet viel tiefer als Updike. Er bringt das Menschliche viel besser auf den Punkt. Und er ist ein Meister im Schreiben zwischen den Zeilen, im Mitwirken-Lassen des Lesers.
Sein Gantenbein ist eigentlich eine Frechheit. Ich kenne kaum ein Buch, bei dem der Autor so offen wie hier sagt, dass er sich die Geschichte nur ausdenkt. Frisch springt zwischen den Perspektiven hin und her, probiert offen mal den und mal den Strang aus – und trotzdem wirkt das Buch an keiner Stelle provisorisch oder unfertig. Ein Meisterwerk. Aber Frischs Tagebücher sind im Grunde genauso unverzichtbar.
Autor: Max Frisch
Neuromancer
Charaktere? Fehlanzeige. Handlung? Naja. Aber Gibson kann Bilder. Neuromancer ist das bunteste Buch, das ich kenne. Die inneren Organe, die wieder in ihre Position rutschen, als das Schiff in die Schwerkraft zurückkehrt. Die Nightwing Microlights über der eisigen, russischen Steppe, das Knattern ihrer Flügel im Mondschein, der sich silbern in den Flüssen Angara und Podhamennaya spiegelt. Den Klischeebegriff Kopfkino habe ich, glaube ich, noch nie verwendet, aber für Gibson tue ich es. Und, ja, natürlich hat er auch den Cyberspace erfunden, ich werde es nicht verschweigen, liebe Fans, keine Bange.
Autor: William Gibson. Übersetzer: Reinhard Henz.