Dana Buchzik lebt und schreibt in Berlin.
Arbeit und Struktur
In einem Leben auf dem Sprung sind zwei Dinge wichtig: regelmäßig unnötigen Ballast abzuwerfen und ein paar wenige Gegenstände zu besitzen, die überall für ein Gefühl von Heimat sorgen können. Beides lässt sich auf Bücher anwenden: Ich gebe alle weg, die ich kein zweites Mal lesen werde, und hüte einen kleinen Stapel derer, die mich schon durch viele dunkle Jahre und Orte getragen haben. Neu hinzugekommen ist jetzt das Buch gewordene Blog von Wolfgang Herrndorf. „Arbeit und Struktur“ hat mich daran erinnert, weiterzumachen, hat mich angetrieben, sorgsam mit meinen Worten umzugehen, sparsamer im Zorn und ausschweifender in der Freude.
Autor: Wolfgang Herrndorf
Unter Mardern
Lendles Erstling, ein schmales, kreischbuntes Suhrkampbändchen, eine abgegriffene Originalausgabe aus Zeiten, in denen man noch mit DM bezahlte. Ein Metaphernfeuerwerk, eine zarte, liebevolle Sprache, in der ich bei jedem Lesen noch Neues entdecke. „Wer weiß das Paßwort. Wer wüßte es nicht. Das Wort öffnet Türen, es flüstert sich unter der Hand im Gedränge der Straßen. Du rufst es im Schlaf.“
Autor: Jo Lendle
Die Stille ist ein Geräusch
Eine Reise durch Bosnien, vorweg gesetzt dieselben Fragen, die auch Journalisten stellen würden: „Warum war dort Krieg?” und „Wer hasst wen und wie sehr?” – hier aber gibt es keinen Antwortzwang. Zeh nimmt sich weder aus noch zu wichtig, kommt den Menschen nah, die ihre Geschichten erzählen, geht in der Landschaft auf und behält doch ihren ganz eigenen Ton, poetisch und klar. Nichts Reißerisches, kein Malträtieren von Tränen- oder sonstigen Drüsen. Stille lesen, das funktioniert. Ziemlich gut sogar.
Autorin: Juli Zeh
Der Knacks
Ein Buch voller Splitter. Es weiß Schmerz so gut zu beschreiben und begreifen wie kein anderes, weil es selbst so schmerzdurchdrungen ist.
Autor: Roger Willemsen
Rückläufiges Wortregister zur Lyrik Paul Celans
Celan hat mir beigebracht, welche Wucht Sprache entwickeln kann; er schreibt so wenig kitschfrei, wie kein tiefes Gefühl kitschfrei ist. Das rückläufige Wortregister beweist eindrucksvoll, welche Macht selbst in Celans einzelnen Worten schläft. Eigentlich möchte es literaturwissenschaftliches Hilfsmittel sein und von Flexionsmorphemen und Ableitungstypen erzählen, aber das ist mir ganz egal. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, springe ich mit Anlauf in diese Listen und tauche lange nicht mehr auf.
Autor: Harald Pors