Kathrin Koehler ist Quartals-Leserin. In den Ferien rockt sie schon mal einen halben Meter runter, dann fasst sie wieder wochenlang keine einziges Seite an. Das mag wohl daran liegen, dass sie dann zu abgelenkt ist von Job und Familie, Sport und dem Leben an sich. Kathrin aka @berlin_zentrale lebt als Trainerin und Beraterin im und mit dem Internet. Sie begleitet Einsteiger ins Soziale Netz bei deren ersten Schritten, sucht gemeinsam mit ihnen nach dem Mehrwert dieses ganzen Geträllers und berät Unternehmen hinsichtlich ihrer kommunikativen Aktivitäten in diesen spannenden Zeiten der digitalen Transformation.
Die Mathematik der Nina Gluckstein
„Lanzarote, Dez ´97“, habe ich in diese Novelle von Esther Vilar hinein geschrieben –erstaunlich, dass ich mein Original überhaupt noch besitze. Bücher sind für mich durchlaufende Posten. Ich schmücke damit keine Wände, sie liegen gestapelt an mehreren Stellen zu Hause herum und wechseln nach der Stapellage beim Ausmisten zum Verrotten in den Keller. Eine Schande, aber so ist es. Doch diese Novelle blieb, sie zog mehrfach mit mir um: das haben vielleicht 20 meiner Bücher geschafft. Zum Werk: ich fand und finde es nach wie vor abstrus, sich der Liebe an sich mit der Logik der Mathematik zu nähern. Und doch leitet Vilar die Liebensformel systematisch her, indem sie die Magie einer besonderen Beziehung und ihrer Entstehung, die auf eindeutiger Berechnung basiert, seziert. Sie liefert ein Geheimnis, das jede_r kennen und deshalb unbedingt dieses Buch sollte. Mir hat das Wissen darum nicht geschadet…
Autorin: Esther Vilar
Die Brille mit dem Goldrand
Dieses Buch ist erschreckend düster und war für mich doch gleichsam fesselnd – ich habe es wohl so um 1986/87 gelesen und bin als Tennie im Weltschmerz dieser Geschichte gleich mit ersoffen. Dr. Fadigati ist ein anerkannter Arzt 1938 in Ferrara, und obschon über seine Homosexualität gemunkelt wird und er als Jude unter der antisemitischer Stimmung leiden könnte, schließt ihn die Gesellschaft des Ortes erst aus, als er sich öffentlich mit einem jungen Geliebten zeigt. Seine Liebe wird nicht erwidert, im Gegenteil erfährt er ebenfalls öffentlich eine harte Demütigung, die ihn schließlich in den Tod treibt. Gern würde ich die Verfilmung mit Philippe Noiret und Rupert Everett in den Hauptrollen einmal wieder sehen um zu schauen, wie ich heute auf diese Geschichte reagiere.
Autor: Giorgio Bassani
Jacke wie Hose
Bingo ist von einem Feminismus gesprägt, wie ich ihn schätze – dem ohne Seitenhiebe auf das männliche Geschlecht. Wir lesen uns durch fast 100 Jahre Leben zweier Schwestern in den USA, durch ein Sitten- und Schichtengemälde. Wheeze und Juts streiten im Grunde unablässig miteinander und dabei passieren eben die Dinge des 20. Jahrhunderts. Grandiose Dialoge! Grandiose Charaktere! Grandioser Humor! „Bingo“ ist eines dieser Bücher, die nie nie nie enden dürften. Glücklicherweise schrieb Mae Brown mit „Jacke wie Hose“ so etwas wie eine Fortsetzung. Ich schummele hier also Empfehlung 3 b) mit ein – wir erleben dabei die ergrauten Hunsenmeier-Sisters, die sich um einen männlichen Neuzugang im Dorf balgen. Die Autorin hat zudem gefühlte 20 Kriminalromane geschrieben, in denen die Katze Sneaky Pie Brown Koautorin ist und die Fälle löst. Ich stehe nicht in dem Verdacht, eine Katzenfreundin zu sein, aber ich denke, es könnte für die Cat-Content-Akkumulierer hier in diesem Internet von Interesse sein. Selbst davon las ich ein paar und genoss zumindest den Humor.
Autorin: Rita Mae Brown
The Bestseller
Ok, ich lese gern Pop und Trash. Und Olivia Goldsmith schreibt Pop at its best. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich ihr Gesamtwerk gelesen und empfehle diesen Insider-Roman aus der (Buch-)Verlags-Branche. Ein Episoden-Buch, sie erzählt fünf Autoren-Stränge, die sich auch noch miteinander verweben – wunderbar. Das Schöne an Goldsmith: Ihr Englisch ist gut lesbar, ich nutze es ebenso wie John Grisham für meine Lessons in Form von Unterhaltungsliteratur (haltet bitte Eure Kinder davon ab, Englisch in der elften Jahrgangsstufe abzuwählen – falls das heute überhaupt noch möglich ist). Oder lest halt auf Deutsch. Aber lest!
Autorin: Olivia Goldsmith
Owen Meany
Das Buch der Bücher. Nie wieder so gelacht, so geweint, so geflucht, so verstört und gleichsam so begeistert gewesen bei und nach Lektüre eines Buches. Warum ich fluchte: Ich musste es andauernd aus der Hand legen um zu arbeiten. Seitdem macht alles im Leben Sinn.
Autor: John Irving